Die Harninkontinenz kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Die meisten Auslöser sind jedoch gut behandelbar, sodass es in vielen Fällen die Chance auf Heilung oder zumindest eine deutliche Verbesserung gibt. Dabei ist es jedoch zunächst wichtig, den Ursachen für die Harninkontinenz auf den Grund zu gehen, um die richtige Therapie festlegen zu können. Unterscheiden kann man die Auslöser dieser Erkrankung nach den Beschwerdebildern – so wie es verschiedene Formen der Inkontinenz gibt, gibt es auch verschiedene Ursachen.
1. Die Belastungs- oder Stressinkontinenz
Die Stressinkontinenz, auch Belastungsinkontinenz genannt, ist die häufigste Form der Harninkontinenz. Die Ursachen liegen meist in einem zu schwachen Beckenbodenmuskel oder aber in einem geschädigten Bandapparat. Möglich ist jedoch auch eine zugrundeliegende Schädigung der Nerven, die einen reibungslosen Verschluss der Blase verhindert.
Risikofaktoren: Besonders häufig betroffen von dieser Form sind schwangere Frauen, Frauen mit schwachem Bindegewebe, Übergewichtige oder Frauen ab 50 Jahren. Auch können Operationen an Gebärmutter (bei männlichen Patienten: an der Prostata) eine der Ursachen für die Harninkontinenz sein.
2. Die Urge- oder Dranginkontinenz/ überaktive Blase
Es wird zwischen der sensorischen und motorischen Form der Urge- oder Dranginkontinenz unterschieden.
sensorische Inkontinenz:
Die Blase ist durch eine Fehlstimulation der Nerven überaktiv. Die Blasenwand wird so ständig gereizt, ohne dass tatsächlich Harndrang besteht. Entzündungen, Harnwegsinfekte oder Harnleiter-/bzw. Blasensteine können die Ursachen für diese Harninkontinenz sein, in seltenen Fällen auch Tumore.
motorische Inkontinenz:
Die umgangssprachliche „Reizblase“ wird meist durch Funktionsstörungen ausgelöst.
Grundsätzlich entsteht die Urge- und Dranginkontinenz häufig in Folge von anderen Erkrankungen. Neben oben genannten Ursachen für die sensorische Inkontinenz können auch neurologische Ursachen vorliegen, wie beispielsweise bei den Erkrankungen Alzheimer, Parkinson, bei Schlaganfällen, Nervenerkrankungen oder Hirntumoren.
3. Die Reflexinkontinenz
Bei dieser Form der Inkontinenz liegt die Ursache in der Regel bei Fehlbildungen oder Verletzungen der Nerven zwischen Rückenmark und Gehirn. Betroffen sind Menschen mit angeborener Spina Bifida, aber auch Patienten nach Unfällen. Möglich ist auch eine Schädigung der Nerven durch vorhergehende Krankheiten, wie etwa durch Alzheimer oder einen Schlaganfall.
4. Die Extraurethale Harninkontinenz
Hier liegen die Ursachen für die Harninkontinenz bei angeborenen Fehlbildungen, aber auch bei Fisteln, wie sie nach Chemotherapien oder durch Verletzungen der Blase entstehen können.
5. Die Überlaufinkontinenz
Mögliche Ursachen für die Überlaufinkontinenz sind eine Prostatavergrößerung (bei Männern) oder auch eine Verengung der Harnröhre, neurologische Erkrankungen oder Diabetes mellitus. Meist sind die Nerven zwischen Blase und Harnröhre geschädigt.
Obwohl über das Thema Harninkontinenz und deren Ursachen selten gesprochen wird, sind dennoch viele Menschen davon betroffen. Bei über 50 % der Frauen über 50 Jahre kann eine der Ursachen für Harninkontinenz festgestellt werden. Daher gibt es auch keinen Grund, das Thema nicht beim Hausarzt anzusprechen – Vor allem, da viele der Ursachen durch die richtige Therapie behoben werden können. Daneben ist es wichtig, die Ursache für die Harninkontinenz zu kennen, damit eventuelle ursächliche Krankheiten oder Begleiterkrankungen behandelt werden können und es nicht zu Komplikationen kommt.